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Vom Sinn der Sinne

Antonio Forcellino
Raffael
Siedler 2008

Dass die Kunst eine sinnliche Angelegenheit war, in der Wissen und Handwerk eine sublime Verschmelzung eingehen, erfährt man in dieser Biografie des Raffael Santi, genannt Raffael, von Antonio Forcellino. Es mag ja daran liegen, dass hier ein Restaurator schreibt, dass die Sinnlichkeit der Materialen in diesem außerdem an Schwülstigkeit nicht ganz armen Buch so eine große Rolle spielt:
Im Frühjahr, wenn das duftende Harz der Bäume erwärmt und geschmolzen wurde, um damit die Gemälde zu lackieren, war die Werkstatt weitaus einladender. Die Luft füllte sich dann mit dem charakteristischen Aroma jener Bäume, die weit entfernt von den dunklen Wäldern Urbinos wuchsen, und trug die Erinnerung an exotische Landschaften herein, die die Meister auf ihren Bildern festzuhalten suchten. Noch feierlicher war die Atmosphäre freilich im Sommer, wenn sich das Licht der langen Tage im bräunlich glänzenden Gold der Tafelbilder spiegelte und man die trockene Zeit ausnutzte, die es dem Meister erlaubte, Bolus und Beizmittel so zu handhaben, dass die dünnen Goldblättchen aufgenommen wurden. Doch welchen Sinn hätten unsere Sinne, wenn nicht den, den Forcellino ihnen gibt?