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Verschwiegenes Erbe und vererbtes Schweigen

Julia Friedrichs
Wir Erben. Was Geld mit Menschen macht
Berlin 2015

Geld beruhigt und Geld entspannt. Und weil nichts muss und alles kann, weil Geld gerne zu Geld kommt, macht Geld eben auch noch erfolgreich. Man muss also zwischen der Generation die erwirtschaftet und derjenigen, die bloß erbt, nicht unbedingt so einen großen Unterschied sehen, wie das Julia Friedrichs nahelegt.

Zweifellos aber gibt es einen Unterschied zwischen denjenigen, die viel und mehrfach und denjenigen, die gar nichts erben. Das ist ein großer Unterschied, der enorme Folgen hat und Fragen aufwirft, die Friedrichs in einzelnen Interviews mit Betroffenen zu beantworten sucht. Sie teilt mit, dass in den nächsten Jahren bis zu drei Billionen Euro vererbt werden.

Das Buch, wie in der Kritik gelegentlich geschehen, als Plädoyer für eine erhöhte Erbschaftssteuer zu verstehen, greift ganz gewiss zu kurz. Das Buch erzählt den Erkundungsprozess der Autorin eben mit genau dem Alltag, der so zwischen Anfahrt und Gespräch zu geschehen scheint. Auch da hat man Mängel bemerkt.

Vielleicht lag es auch ein wenig daran, dass hier eher die Beerbten rezensierten, Julia Friedrichs aber gewiss für die jungen Erben schreibt, die sich so ins Thema gebracht wissen wollen. Gut möglich aber, dass man sich auch in dieser Generation der jungen Erben gewünscht hätte, dass Julia Friedrichs das Thema von der Erkundung konsequenter in Erkenntnis überführt hätte.

Bestätigt hat sich allerdings auch eine andere These von Julia Friedrichs, dass über nichts so ausgiebig geschwiegen wird wie über das Erben. Nach solchen Rezensionen, die zum Thema selbst kaum etwas beitrugen, kann es nun ja auch wieder weitergehen, das Schweigen über das Erben.

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Die besten deutschsprachigen Sachbücher des Jahres 2008

Ralf-Peter Märtin, Die Varus-Schlacht (S. Fischer)

in der Kategorie erzählendes Sachbuch, Geschichte

Erstaunlich, was Märtin aus einigen rostigen Kupfermünzen, die irgendwo südlich von Osnabrück im Jahre 9 im Schlachtgetümmel verloren gegangen sind, macht.

Markus Bennemann, Im Fadenkreuz des Schützenfischs (Eichborn)

in der Kategorie erzählendes Sachbuch, Naturwissenschaft

Ein Buch, das in allen Teilen gut unterhält, weil es gut erzählt ist. Nebenbei: ein großartiges Buch über Tiere, das Markus Bennemann da gelungen ist.

Henrik Müller, Die sieben Knappheiten (Campus)

in der Kategorie erzählendes Sachbuch, Zeitgeschichte

Die Grundidee des Buches, unsere Gegenwart einmal nicht nach den politischen Blöcken aufzuteilen und ebenso wenig im Strudel der Globalisierung alles gleichgültig werden zu lassen, sondern nach der Liste der knappen Ressourcen darzustellen, ist bestechend und ersetzt zahlreiche Einzelveröffentlichungen.

Maja Nielsen: Jane Goodall und Dian Fossey (Gerstenberg)

in der Kategorie Jugendsachbuch

Ein wunderbares Sachbuch über Jane Godall und Dian Fossey von Maja Nielsen. Nicht nur, aber ideal für Mädchen.


Christiane Hoffmann, Hinter den Schleiern Irans (Dumont)

in der Kategorie Reportage

Klar, wahr und schön erzählt Christiane Hoffmann in ihrem Buch, jenseits der zahllosen Debattenbücher, die viele Meinungen aber keine Anschauungen enthalten.

Julia Friedrichs, Gestatten Elite (Hoffmann und Campe)

in der Kategorie Thesenbuch

Bildungs- und Elitendiskussion in gut geschriebenen Reportagen von Julia Friedrichs geschickt zusammengeführt.


Reiner Stach, Kafka. Die Jahre der Erkenntnis (S. Fischer)

in der Kategorie Biografie

Auch im zweiten Band seiner auf drei Bänden angelegten Biografie ist bei Reiner Stach das Material glänzend in Literatur aufgegangen.


Martin Mosebach, Stadt der wilden Hunde (Hanser)

in der Kategorie Reisebuch

Nirgends lässt sich gemächlicher Konservativismus besser genießen als in Mosebachs Reisebuch, ein Genre, das sich sonst so gern schnell gibt.

Alex Capus, Himmelsstürmer. Zwölf Portraits (Knaus)

in der Kategorie kurze Prosa

Nicht der besondere Stoff macht dieses Buch aus, sondern die Sprache. Und die macht dann was daraus. So wie bei Alex Capus sollte es immer sein.

Kathrin Passig, Sascha Lobo: Dinge geregelt kriegen ohne einen Funken Selbstdisziplin (Rowohlt)

in der Kategorie Ratgeber

Der Ratgeber, der arme Hund des Sachbuchs, wird hier von der Literatur rechts überholt.

Jury: Michael Schikowski

Zu den besten deutschsprachigen Sachbüchern des Jahres 2014, des Jahres 2013, des Jahres 2012, des Jahres 2011, des Jahres 2010, des Jahres 2009 .

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Die Leistungseliten (können es sich) leisten

Julia Friedrichs
Gestatten: Elite
Hoffmann und Campe 2008
Julia Friedrichs schaut in unserer Republik da vorbei, wo unsere Elite ausgebildet wird. Von Deutschland strengsten und besten Lehrern. Dabei stößt sie auch auf den entscheidenen Mythos der Republik, den Mythos von den Leistungseliten. Die Prediger dieses Mythos sitzen jeden Abend aufs Neue auf dem Sofa von Sabine Christiansen, Maibritt Illgner oder Sandra Maischberger.

Nun, in der Tat, Julia Friedrichs ist ziemlich voreingenommen und trifft sich auch mit Michael Hartmann, der das Buch „Der Mythos von den Leistungseliten“ geschrieben hat. Ein anderes Lieblingsbuch zum Thema, dass sie leider nicht erwähnt, hat den wunderschönen Titel „Theorie der feinen Leute“. Es ist über hundert Jahre alt und stammt von Thorstein Veblen. Veblen führt hier den Begriff der demonstrativen Verschwendung ein. Sie wissen nicht, was das ist? Dann will ich Ihnen mit einem derjenigen antworten, den Julia Friedrich auf ihrer Reise spricht. Er sagt zu ihr: „Es gibt Menschen, die sind oben – das sind Gewinner. Und Menschen, die sind unten – die Verlierer. Pass auf, dass du im Leben zu den Gewinnern gehörst.“ Wollen Sie jetzt immer noch darauf warten, dass das Buch als Taschenbuch erscheint?