Wie man Freunde gewinnt

Thomas Karlauf
Stefan George
Die Entdeckung des Charisma
Blessing 2007

In seinem aus dem Nachlass veröffentlichten Mammutwerk „Wirtschaft und Gesellschaft“ prägte der Soziologe Max Weber den Begriff der charismatischen Herrschaft. Unmittelbare Anschauung und Beispiel für charismatische Herrschaft gewann Weber nicht an einem Monarchen, Industriellen oder Militär, sondern an einem Dichter, und zwar dem Dichter Stefan George. Ein Buch, an dem sein Autor wie es heißt acht Jahre gearbeitet hat, in weniger als acht Sätzen beikommen zu wollen, ist nur bei Büchern möglich, denen man sowieso nur endlos begeisterte Elogen schreiben würde. Statt dessen kann man sich knapper fassen und sich irgendeinen wilden Vergleich suchen, der das Buch als Himalaja des Sachbuchs bezeichnet. So beginnt Karlauf sein Buch nicht etwa im unsäglichen Bingen, in dem George geboren wurde und dadurch des rheinischen Tonfalls nie wieder verlustig wurde, sondern in Wien mit dem Versuch Georges, den spröden und schnöseligen, gerade mal siebzehnjährigen Hugo von Hofmannstal als Freund zu gewinnen – übrigens erfolglos.