Imperium Konflikt Mythos – Varusschlacht und Hermannsdenkmal

Professor Arnulf Krause stellte sich im Lippischen Landesmuseum Detmold den Fragen des Publikums.

Die Geschichte und ihre Ereignisse sind von ihrer Bewirtschaftung durch Fachleute und den Schwarm interessierter Laien kaum mehr zu trennen. Die Varusschlacht wird daher auch als eine Medienschlacht immer wieder neu geschlagen. Im vergangenen Jahr wurde der Geschäftsführer der gemeinnützigen „Vaurusschlacht im Osnabrücker Land GmbH“ wegen Subventionsbetrug und Erschleichung von Fördergeldern angezeigt. Diese Anzeige kam aus dem Umfeld des Hermanndenkmals im lippischen Raum, wo man eine merklich nachlassende Attraktion zu bemerken glaubte und die „Standortfrage“ zu einem Bewirtschaftungsproblem geriet. Nicht anders – machen wir uns da nichts vor – unsere Autoren, auch sie bewirtschaften ihr Feld und dies manchmal hervorragend.
Als ich auf der Buchmesse danach gefragt wurde, ob ich denn schon den Märtin gelesen hätte, konnte ich mich zunächst nicht besinnen, wusste aber dass ich ihn schon in Händen gehalten hatte und dann fielen mir plötzlich die Plateausohlen des Kaiser Augustus ein. Ein Detail, das auch aus dem Handbuch des nutzlosen Wissens hätte stammen können, aber, wie mir nun einfiel, am Anfang von Märtins Buch steht, wo der reitende Bote, nachdem er dem schockierten Kaiser die Nachricht überbracht hat und auf eben dieses Detail in seiner Verbeugung blickt. So funktionieren nicht nur Geschichten, so funktioniert auch – denke ich – die Erinnerung.
Nun jährt sich die Schlacht im Teutoburger Wald zum 2000sten Mal. Da sie weder im Wald, noch auf dem Gelände des Waldes, den man den Teutoburger nennt, stattfand, heißt sie auch die Varus-Schlacht. Im September (wenn die Analysen eines Maultierskeletts zutreffen) des Jahres 9 nach Christus wurde drei römische Legionen und weitere Verbände und sein Tross, nahezu 18.000 Mann, unter dem Kommando des Feldherrn Publius Quinctilius Varus, von germanischen Truppen, angeführt von dem Cherusker Arminus, vernichtend geschlagen. Wird dieses Ereignis die Debatten um den Afghanistaneinsatz deutscher Soldaten beeinflussen? Ich glaube nicht. Aber man weiß nie, zumal wir es bis ins Jahr 2018 mit kriegerischen Gedenktagen zu tun bekommen, dass uns Hören und Sehen vergeht. Es wird bis 2013 Gedenktage der Befreiungskriege hageln, dicht gefolgt vom Verlauf des Ersten Weltkriegs. Da ist das nüchterne Buch von Reinhard Wolters gerade recht, der dicht an den Quellen entlang schreibt, sich durch nichts zum Erzählen bringen lässt und ansonsten den Frischegrad von Bofrostgemüse erreicht.

Weitere Bücher zum Thema und darüber hinaus:

Peter Arens, Kampf um Germanien, Eichborn 2008
Dirk Husemann, Der Sturz des römischen Adlers, Campus 2008
Wolfgang Korn, Klaus Ensikat, Das Rätsel der Varusschlacht, Fackelträger 2008
Arnulf Krause, Die Geschichte der Germanen, Campus 2005
Ralf-Peter Märtin, Die Varus-Schlacht, S. Fischer 2008
Rainer Wiegels, Die Varusschlacht, Theiss 2007
Reinhard Wolters, Die Schlacht im Teutoburger Wald, C.H. Beck 2008

Winston S. Churchill, Der Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi, Eichborn 2008
Bilderschlachten. 2000 Jahre Nachrichten aus dem Krieg. Technik-Medien-Kunst. Hrsg. von Hermann Nöring, Thomas F. Schneider, Rolf Spilker. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009
Hans Delbrück, Geschichte der Kriegskunst, Nikol 2006
Tom Holland, Persisches Feuer, Klett-Cotta 2008
Arnulf Krause, Europa im Mittelalter, Campus 2008
Arnulf Krause, Die Welt der Kelten, Campus
Arnulf Krause, Die Welt der Wikinger, Campus
Paul Veyne, Als unsere Welt christlich wurde, C.H. Beck 2008
Die großen Schlachten der Antike, Theiss 2008
Stefan Weinfurter, Das Reich im Mittelalter, C.H. Beck 2008

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