Geschenke ohne Verpackung
Lewis Hyde
Die Gabe
Fischer 2008
Im Jahre 1983 vollzog sich unter den Kölner Galeristen eine Revolution. Die bereits 1967 als Verein progressiver Deutscher Kunsthändler gegründete Galeristenvereinigung zog in die Rheinhallen der Kölner Messe und nannte sich ein Jahr später Art Cologne. Damit wurde zeitgenössische Kunst endgültig das was die Kritiker dieser Entwicklung immer befürchtet hatten: eine Ware wie jede andere auch, die damit voll und ganz den Gesetzen der Vermarktung unterliege. Genau in diesem Jahr des Umzugs, 1983, der viel kritisierten, aber überaus erfolgreichen Galeristen, die zum Teil in den fünf Ausstellungstagen ein Drittel ihres Jahresumsatzes erwirtschaften, erscheint von Lewis Hyde die englische Ausgabe seines Buches „Die Gabe“. Vermutlich ist das kein Zufall. Marktverachtung hat eine lange Tradition. „Alles Dinge, die ich nicht brauche“, so sagte schon Sokrates, als er über den Markt schlenderte. Diese Verachtung verleitete noch viele nach ihm, wie Henry David Thoreau und Leo Tolstoi, gegen die Marktgesellschaft die sogenannte Gabenökonomie ins Feld zu führen, in der die Schenkung den Warenaustausch reguliert. So ist auch bei Lewis Hyde die Begabung des Künstlers notwendig damit verbunden, dass sein Werk eine Gabe sei, eine Gabe, ein Geschenk an die Welt, der nichts weniger angemessen sei als ihre Vermarktung. Ein Geschenk ohne Verpackung. Nun erscheint dieses Buch zum ersten Mal, gerade noch rechtzeitig zum erneuten Hype um die Kunst – diesmal in Leipzig, statt Köln – in einer Übersetzung bei Fischer. Ein Hyde gegen den Hype.