Im Wartehäuschen der Gegenwärtigkeit

Loel Zwecker
Ein Schritt zurück in die Zukunft
Was wir aus der Geschichte lernen können
Pantheon 2013

Die Rede davon, dass man die Menschen, seien es nun Schüler oder erwachsene Zeitgenossen, immer abholen müsse, wo sie gerade herumstehen, ist eine beliebte logistische Metapher für didaktische Methoden. Manchmal drängt sich allerdings auch der Eindruck auf, dass es sich einige im Wartehäuschen ihrer Gegenwartsbezogenheit gemütlich gemacht haben und von Linien, und seien es auch nur die Buslinien des historischen Sachbuchs, nichts wissen wollen.

Ihre Werte, ihre Einstellungen, ihre Gesinnungen sind ihnen wichtig, die Bedingungen ihrer Entstehung zeigte ihnen aber, dass sie entstanden sind und daher auch vergehen können. Wer nicht einsteigt, kann daher um so unnachgiebiger auf seine moralischen Ansprüche, seine Ansprüche überhaupt pochen. Da stehen sie in ihrem ewigen Jetzt, weigern sich einzusteigen, und bemessen alles nach den Ausmaßen ihres Wartehäuschens, ihrer Werte und ihrer heute gefassten Einstellungen.

Davon einmal wegzukommen, lädt Loel Zwecker sie ein. In seiner Weltgeschichte Was bisher geschah von 2010 hat er einen ersten Versuch im Genre des populären historischen Sachbuchs unternommen. Hier nun hält der Bus zum zweiten Mal und lässt seine Leser zusteigen.

Loel Zwecker schreibt Geschichte aus der Perspektive seiner Leser, die in Partnerschaften leben, die zur Arbeit gehen, Steuern zahlen, Kinder erziehen und Sport treiben und sich dann fragen, wie es dazu kam, ob das immer schon so war, wie es ist, und ob es so bleiben muss. Das gelingt ihm auf eine ebenso grundsolide wie unterhaltsame Art und Weise. Sein historischer Tiefblick lehrt alle, die sich auf ihre Gegenwärtigkeit etwas zu Gute halten, diese neu sehen.