„Ja, ich sah noch das Hutziehen, das Hutziehen der Lehrer“

Botho Strauß
Herkunft
Hanser 2014

An einer Stelle – und dieses Buch ist voller Stellen – spricht Strauß bei seinen Erinnerungssplittern an seine Kindheit in Bad Ems passend von „Prosascherben“. In der Sprache dieses Autors behalten alle diese Scherben ihre Farbe und Schärfe.

Und der äußere Anlass für diese Prosa ist gar nicht weit weg von dem, was derzeit viele beschäftigt. Das Altern der Eltern, ihr Umzug in ein Altersheim und die Auflösung ihrer Wohnung, in der man aufwuchs. Darin vermutlich lauter aus der Zeit gefallene Gegenstände, die mit Handlungen und Gesten verbunden sind, wie das „Hutziehen der Lehrer“ und die Utensilien eines Schreibtischs.

„Zwar kann man viele belastende Gegenstände zum Zweck des Briefebeschwerens verwenden. Man kann indessen nicht einen Briefbeschwerer zu beliebigen anderen Zwecken benutzen. Das ist die unvorteilhafte, schwache Stellung dieses nicht allzu charakteristischen Gegenstands in der Welt der anwendbaren Dinge. Leicht zu verdrängen. Schmalste Nutzbestimmung.“

Briefbeschwerer und Hutziehen, Gegenstände und Gesten leben in der Erinnerung noch ein wenig fort, um dann zu verschwinden, an der Gegenwart zu scheitern.

Elemente der Herkunft, mit schwacher Stellung haben sie noch kurzen Aufenthalt allenfalls im Medium der Kunst. „Morgen“, so heißt es am Schluss, „wird die Wohnung entrümpelt.“