Natur als Geschichte
Josef H. Reichholf
Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends
Fischer 2007
Die Erforschung der Jahresringe an Bäumen, die wertvolle Rückschlüsse auf das Klima in der Vergangenheit liefert, nennt sich Dendrochronologie. Josef Reichholf äußert sich irgendwo im Buch eher skeptisch über sie, was die Umschlaggestalter aber nicht weiter hinderte. Vielleicht dachten sie aber auch daran, dass der Autor in jedem seiner Kapitel vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt.
Die leichte Verwirrung hat aber auch mit der Fülle hochinteressanter Informationen zu tun. So kann sich eine Skala denken, mit der ein Buch auf seine Tauglichkeit für Partygesprächsmunition von 1 bis 10 taxiert würde – Reichholf läge bei 13, mindestens! Worum geht es? Reichholf beschreibt die Abläufe in der Natur Europas als geschichtliche Ereignisse. Daraus folgt, dass im Unterschied zur Chemie und Physik, unumkehrbare Abläufe geschildert werden. Erstens. Dann zweitens: Reichholf betrachtet es als Irrtum, in der Vergangenheit liegende Zustände der Natur als „natürlich“ zu beschreiben und dorthin zurückkehren zu wollen. Nimmt man beides zusammen, ergibt sich eine faszinierende Naturgeschichte als hochinformative Kulturgeschichte.