Wir müssen über Ziele reden

Christoph Bartmann
Leben im Büro
Die schöne neue Welt der Angestellten
Hanser 2012

Im Grunde hat Christoph Bartmann drei Bücher geschrieben. Das erste handelt mehr oder weniger von seinem Büroalltag. Das zweite Buch enthält ausgezeichnete Aufsätze zur historischen Entwicklung der Büroorganisation. Das dritte Buch erläutert unabweisbar genau, was das Büro aus uns gemacht hat. Leider nehmen diese drei Bücher kaum Bezug aufeinander und man hat den Eindruck, dass das irgendwie auch wieder typisch fürs Büro ist.

Ein viertes Buch im Buch, in dem dezidiert von denjenigen Wirtschaftsinstituten und sogenannten think tanks in Harvard, St. Gallen oder Gütersloh die Rede wäre, die die Schnittstellen von Wirtschaft und Poiltik formulieren und helfen in politische Programme umzugießen, dieses Buch hat Bartmann nicht geschrieben. Dazu hätte er raus aus dem Büro gemusst. Ansonsten besitzt Christoph Bartmann eine Neigung zum überaus langen Zitat, durch dessen Länge gelegendlich das aus dem Blick gerät, was gezeigt werden sollte.

Trotzdem schießen in diesem im übrigen hervorragend geschriebenen Buch gelegentlich alle Beobachtungen und Analysen zusammen, z. B. in genau dem Kapitel, in dem Christoph Bartmann die Bücher von Miriam Meckel erläutert. Er zeigt, wie sie Burnout als „Zusatzqualifikation“ nutzt.

Wer mit Symptomen reagiert, die man als Stress erkennt, hat zweimal verloren, er hat Stress und ist überfordert. Das quält von zwei Seiten. Burnout ist nach Bartmann dagegen „die unpeinlichste aller Krankheiten“. Daher lässt sich Burnout hervorragend im Büro erzählen, mit Burnout lässt sich angeben, denn diese Krankheit zeugt „von einer exzessiven Leistungsfähigkeit und – bereitschaft“. Burnout erscheint daher weniger als Problem, denn als Lösung.

An der Stechkarte, die mal den Schlendrian verhindern sollte, zeigt sich die Veränderung, denn heute dient sie der Einschränkung von Überarbeitung. Das Buch endet, wo das Büro nun angekommen ist, in uns selbst.