Autoren der Sachen an sich

Über Sach- und Fachbuchkritik veröffentlicht Felix Struening eine Analyse zur Verbreitung und Struktur. Man bekommt darin eine Theorie der Sachliteratur und dazu noch eine Theorie der Literaturkritik geliefert, die dann in einem dritten Teil empirisch an Hand der Rezensionen von FAZ, NZZ und ZEIT etc. überprüft werden. Sachbücher können da nicht auch noch erwartet werden, mit den üblichen Verdächtigen wie C. W. Ceram und Stefan Klein als Ausnahmen. Die Ergebisse, die Strüning hier im Rahmen dieser Arbeit vorlegt, sind hochinteressant. Interessant und aufschlussreich ist aber auch der Rahmen, innerhalb dessen sich die Arbeit liest.

Rillenabhängigkeit im akademischen Tross

Die ewig gleiche Spur und Rille, auf der Sachbücher in Deutschland geführt werden, da ist sich der akademische Tross mit dem publizistischen Feuilleton offenbar einig, wird auch hier nur noch einmal vertieft. Diese Rille heißt Inhalt statt Form, Faktum statt Funktion, Fundiertheit statt Fun, heißt Unterhalt statt Unterhaltung, heißt schließlich Sturheit statt Stil. Diese Rillenabhängigkeit findet sich dann begreiflicherweise auch bei Struening. Eingeklemmt zwischen akademischen Anforderungen im Sachbuch zu suchen und dann auch nach Maßgabe des Feuilletons vorzufinden, was diese Rille hergibt, bleibt er hier auf Spur. Fatal immerhin, dass die Selbstaussagen der Autoren zum Sachbuch, die der Autor alle bringt, nicht weniger fragwürdig sind.

Autoren, Rezensenten und Beobachter auf Spur

In seiner Auswertung schreibt Strüning: „Die Ergebnisse der Untersuchung zur Mehrfach-Erfüllung der Kriterien zeigten einen starken Fokus auf Inhalt und Kontext der besprochenen Bücher. Dies kann als Hinweis auf die hohe Wichtigkeit der Sache an sich (im Gegensatz zum Stil) gewertet werden.“ (S. 119) Die Gefahr, die ich darin erblicke, ist folgende: Man stelle sich vor, auch unsere deutschen Autoren von Sachbüchern haben einen solchen starken Fokus auf den Inhalt? Und sie haben ihn! Und so schreiben sie manchmal auch. Autoren spuren da nicht weniger als ihre Rezensenten und die Beobachter von Autoren und Rezensenten.

Stilkritik außer Sichtweite

Strüning ist daher schon fast gezwungen den oben zitierten Satz mit der Fußnote zu kommentieren: „Ob stilistische Merkmale in der Literaturkritik eine größere Rolle spielen, wäre an anderer Stelle zu untersuchen.“ Ja, leider, bei der Literaturkritik der Sachbücher und in einer Analyse zu ihrer Verbreitung und Struktur, wie sie Strüning vorlegt, ist Stilkritik, ist Kritik der Machart weit außer Sichtweite. Woran das liegt? Na, man kommt in Wahrheit gar nicht auf den Gedanken, hier Literatur vor sich zu haben. Denkbar ist also, dass eine solche Untersuchung ohne Ergebnis bliebe, eine solche Magisterarbeit also gar nicht geschrieben werden könnte. Da hat sich Felix Strüning, was unbedingt für ihn spricht, zweifellos richtig entschieden.

Auf seinem Rezensionsblog www.BuchTest.com kann er das ja dann in Zukunft auszugleichen suchen.

Hier der Link zur Magisterarbeit von Felix Strüning, die bei Erhard Schütz im Rahmen des Forschungsprojektes zum Sachbuch in Berlin enstanden ist. Sie wurde im Verlag LiteraturWissenschaft von Thomas Anz als Online-Publikation veröffentlicht: http://www.literaturwissenschaft.de/content_onlineStruening_Sachbuchkritik.php