Die Bibliothek verbrannter Sachbücher von 1933

Übung zur praktischen Verlagsarbeit

WiSe 2014/15, Freitag Uhr 8.00 – 10.00
Dozent: Michael Schikowski

Wichtige Informationen:

Der die Übung begleitende Reader kann ab Oktober 2014 A & A Digital Print Center, Franziskanerstr. 1 in Bonn ausgedruckt bzw. abgeholt werden. Der Reader ist ein unverzichtbares Arbeitsmittel für diese Übung.

SPRECHSTUNDE nach Vereinbarung per Mail nach der Sitzung 9.45 Uhr in Raum AR IV, Bibliotheksraum im 2.OG

Link zum SEMINARPLAN (folgt)

Link zum LITERATURVERZEICHNIS

Seminarbeschreibung

Die genaue Kenntnis der Formen und Traditionen der Sachliteratur ist für jede praktische Tätigkeit in einem Verlag, ob es sich dabei um das Lektorat, die Presse, die Werbung oder den Vertrieb handelt, unerlässlich.

Im Zentrum der Übung stehen die Einzelveröffentlichungen der Sachliteratur, die sogenannten Sachbücher. Dabei werden die sprachlichen Merkmale der einzelnen Grundformen wie Biografie, Jugendsachbuch, Reportage, Ratgeber und Streitschrift benannt und auf ihre Funktion hin untersucht. Das Sachbuch wird als eigentümlicher Hybrid erläutert. Anhand der Grundformen, ihren Konjunkturen zumal, werden die Rezeptions- und Marktbedingungen der Sachliteratur innerhalb der Konsumgesellschaft erläutert.

Die Bibliothek verbrannter Sachbücher von 1933

In diesem Semester sollen die Sachbücher, die den Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten 1933 zum Opfer fielen, den Schwerpunkt der Übung bilden. Der Kulturbruch des Faschismus wird in der Vernichtung kritischer Sachbücher besonders markant sichtbar.

Die Geschichte der erzählenden Sachliteratur klärt über die sozialgeschichtlichen Grundlagen auch des heutigen Literaturbetriebs auf. Durch diese vorbereitenden Erkundungen werden die gegenwärtigen Produktions- und Kommunikationsbedingungen der Sachliteratur deutlich.

Formen

Wir wollen uns intensiv mit den Klassikern der Sachliteratur beschäftigen. Als weitere Einzelformen der Non Fiktion werden Reportagen, Ratgeber, Biografien, Autobiografien und Streitschriften besprochen. Im Reader finden sich dazu Beispieltexte, die in der Sitzung gemeinsam analysiert werden.

Methoden

Die Methoden, die auch in der Verlagspraxis eine Analyse der Sachliteratur erst ermöglichen, werden vorgestellt. Der methodische Zugriff kann durch die Erzähltheorie, Literatursoziologie, Kulturwissenschaft und und Diskurstheorie erprobt werden.

Leistungsnachweise

Teilnahmebedingung ist die Anfertigung eines Thesenpapiers für ein Kurzreferat, das in der Regel einen Text aus dem Reader für das Seminar vorzubereitet.

Der Text muss genau gelesen werden. Fremdworte müssen erklärt werden, Personen, auf die im Text Bezug genommen wird, müssen dem Plenum erläutert werden. Der Text sollte für das Seminar zusammengefasst werden. Das Buch, aus dem der Text stammt, sollte aus der Bibliothek entliehen, der Text im Buch aufgesucht und im Kontext des Buches erläutert werden.

Die wichtigsten Kriterien für ein erfolgreiches Kurzreferat sind: sprachlicher Ausdruck, Gestaltung, Verständlichkeit, Interaktion mit dem Plenum.

Hausarbeit – Der Gegenstand der Hausarbeit ist in der Regel ein Text der populären Sachliteratur, der analysiert werden soll. Folgende Punkte sollten in der Hausarbeit berücksichtigt werden: Autor, Verlag, Buchkörper, zeitgeschichtlicher Hintergrund, Inhalt, Text, Rezeption. Besonders wichtig ist allerdings, dass die im Reader aufgeführten theoretischen Texte für die Textanalyse fruchtbar gemacht werden. Dabei kann je nach Eignung auch ein eigener Schwerpunkt in der Erzähltheorie, der Literatursoziologie, der Kulturwissenschaft oder der Diskurstheorie gewählt werden.

Weitere Hinweise

Ein erster Einstieg in die Arbeit am Text könnte das eigene Leseerlebnis sein. Gleichwohl gilt, dass für die Hausarbeit ein wissenschaftlicher Schreibstil verlangt wird, dem mündlichkeitsnahe bzw. auch in populären Sachbüchern gängige Formulierungen fehlen.

Über die formalen Anforderungen an eine Seminararbeit klären die Hinweise zur Anfertigung von literaturwissenschaftlichen Seminararbeiten auf, die auf der Institutshomepage unter http://www.germanistik.uni-bonn.de/content/studium/downloads nachzulesen sind.

Für die schriftlichen Arbeiten zitiere ich Gabriela Ruhmann, Leiterin des Schreibzentrums der Ruhr-Universität Bochum:

„Auf fatale Weise unterschätzen Studierende die Komplexität und den Aufwand des Schreibprozesses. Dass die erwartete gedankliche und sprachliche Präzision nicht auf Anhieb, sondern nur durch mehrfaches inhaltliches, strukturelles und sprachliches Überarbeiten zu erzielen ist, gehört nicht zu ihrem Bild vom Schreiben.“

Eine Fehleinschätzung, die nicht allein für die Arbeit in einem Verlag zu ungünstigen Ergebnissen führt. Schreibarbeit, welcher Art sie auch sei, ist immer durch einen großen Aufwand gekennzeichnet. Aber es gibt Hilfe, die man in Anspruch nehmen sollte.

Hilfestellungen

Es ist möglich, die Zwischenergebnisse des Schreibprozesses und die Gliederung an michael.schikowski(at)t-online.de zu mailen und in der Sprechstunde zu besprechen. Dringend zu empfehlen ist außerdem, mit anderen Studierenden die Rohfassung der Hausarbeiten auszutauschen. Schließlich ist die Bereitschaft, die eigene Arbeit mehrfach zu überarbeiten, eine der wichtigsten Voraussetzungen für jeden erfolgreichen Schreibprozess.

Quelle des Zitats und der Hilfestellungen: Gabriela Ruhmann: Schreiben im Studium. In: Wissen was zählt. Hrsg. Interne Fortbildung und Beratung (IFB), Ruhr-Universität Bochum 2010. S. 96-101. Zitat S. 97.