Rainer Maria Rilke. Eine Leseabend mit Michael Schikowski

Lesung zum Rilke-Jahr 2025

Rilkes Gedichte sind vielen ein Leben lang geläufig. Sie wirken bis heute. Die Intensität seiner Prosa strebte die vollkommene Erfassung des Gegenstands an. Der Weg dorthin führte Rilke über das handwerkliche Können, das jede Äußerung, gerade auch die Briefe, einschloss.  Im Brief an einen jungen Dichter nennt er sein Programm: Wie ein erster Mensch zu sagen, was wir sehen und erleben und lieben.

Die Nähe zum Journalismus, zu dem er alle Gaben besaß, fürchtete er. In ihm hätte er ein Auskommen gehabt. (hier zur Lesung des offenen Briefs an Maximilian Harden). Rilke entschied sich für ein prekäres Dasein und wurde vielfach ein Protegé der Reichen. Als Besucher von Tolstoi wurde er diesem lästig, als Sekretär Rodins produktiv. Auch in Worpswede hielt er sich auf, heiratete die Bildhauerin Clare Westhoff, und trennte sich bald darauf.

Neben einigen Gedichten werden vor allem die Prosawerke Rilkes wie die Geschichten vom lieben Gott, der Brief an einen jungen Dichter und die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge im Mittelpunkt dieses Abends stehen.

Mülheimer Literaturclub
Köln-Mülheim, Holsteinstr. 1
Sonntag, 5. Januar 2025
Beginn 18 Uhr

 

Aus: Briefe an einen jungen Dichter von Rainer Maria Rilke:

 

 

 

 

// Immer schön sachlich

// Bücher

Die lachende Thrakerin lebt

David Edmonds und John Eidinow
Rousseaus Hund.
Zwei Philosophen, ein Streit und das Ende aller Vernunft
DVA 2009

Wer im Titel eines Buches auftaucht, ist bekannt. Nicht der Hund, Rousseau! Das wissen selbst die englischen Autoren dieses wunderbaren Buches. Es fehlt: David Hume. Der nimmt den flüchtenden Rousseau 1776 mit nach London. Allerdings nicht ahnend, dass Rousseau vollkommen erstens auf seine Haushälterin Thérèse Levasseur und, wenn diese nicht zugegen, auf seinen Hund Sultan fixiert ist.

Die Klammer, die Jean-Jacques Rousseau und David Hume auf immer – jedenfalls philosophiegeschichtlich – verbinden wird, ist nicht etwa dieses Buch, sondern ein schon in die Jahre gekommener Privatdozent in einer unbedeutenden preußischen Provinzstadt. Dieser Dozent bekannte, dass ihn einerseits der religionsfeindliche Hume aus seinem dogmatischen Schlummer gerissen habe, andererseits hatte ihm Rousseau das Paradox der Autonomie erschlossen, in dem man sich in Freiheit Regeln zu unterwerfen habe. Rousseaus Bild schmückte als einziges Portrait sein Arbeitszimmer, während er über zehn Jahre an seinem gewaltigen Hauptwerk schrieb, der „Kritik der reinen Vernunft“. » weiter lesen

// Bücher

Fishspotting


Hans Fricke
Der Fisch, der aus der Urzeit kam. Die Jagd nach dem Qaustenflosser
C. H. Beck 2007

Dieser Fisch stinkt nicht! Er ist 400 Millionen Jahre alt, aber er stinkt nicht, denn er ist quicklebendig, wenn auch selten. Der Quastenflosser ist der Fisch der Fische, ohne dass er das eigentliche missing link wäre im Übergangsfeld zu den vierbeinigen Wirbeltieren, den Tetrapoden. Der Quastenflosser wurde erst 1938 entdeckt und erstmals 1987 vom Dokumentarfilmer und Zoologen Hans Fricke gefilmt. Fricke erzählt dabei auch wie nebenbei, dass er als kleiner Junge irgendwo in Ostdeutschland einmal auf ein Buch von J.L.B. Smith stieß, in dem von der Entdeckung des Urzeitfischs erzählt wird, einem Sachbuch. Hinter einem Schuppen verborgen, verschlang er das Buch und widmete sein Leben diesem Fisch. » weiter lesen

// Bücher

Ludwig Marcuse … heißt der nicht Herbert?

Ein Panorama europäischen Geistes
Texte aus drei Jahrtausenden.
Ausgewählt und vorgestellt von Ludwig Marcuse.
Diogenes 2008

In einer editorischen Notiz der neuerlichen Ausgabe dieses herrlichen Panoramas, einer von Ludwig Marcuse zusammengestellten und pointiert eingeleiteten Textsammlung, heißt es: „Der wissenschaftlich interessierte Leser sei auf die leicht zugänglichen Originalausgaben verwiesen.“ Verweist mal schön, denkt man gleich, dieser dreibändige Klotz in der Pappschachtel ist also bloß was für gescheitelte Gymnasiasten? Und die Originalausgaben, die lesen wir dann beim Frühstück!?

Vermutlich war es eben ein solcher Leser der Originale, der seinem Sitznachbarn, als die Rede von Ludwig Marcuse war, zuflüsterte: „Ludwig Marcuse … heißt der nicht Herbert?“ Ein Flüsterer, der von Harald Schmidt gehört wurde, der dies in seiner Laudatio auf die Börne-Preisträgerin Alice Schwarzer erzählte (FAZ Nr. 104, 5. Mai 2008).

Es ist nun aber der Ludwig Marcuse, dessen Bücher alle bei Diogenes erscheinen und dessen Verdienst darin besteht, viel gelesen, schnell vergessen und besonders vorschnell verwechselt zu werden, mit Herbert Marcuse, den keiner mehr liest…Ludwig Marcuse hat soviel Sinn für anschauliches Denken und erzählerische Gedanken, dass man sein Panorama getrost als die Schule des Sachbuchs lesen kann.