Heinrich Heine – ein Leseabend mit Michael Schikowski

 

Heinrich Heine (1797 – 1856) veröffentlichte 1821 seine erste Liedersammlung. Bald darauf machten ihn seine Reisebilder berühmt.

1831 ging er als politischer Korrespondent nach Paris. Von dort berichtete er über die französischen Zustände und schrieb für die Franzosen über Deutschland. Ab 1835 waren alle seine Schriften laut Bundestagsbeschluss in Deutschland verboten.

Sein geistreich-spielerischer Prosastil macht ihn auch heute noch zu einem herausragenden Autor. Seine impressionistische Erzählkunst und billanter Plauderstil bezaubern, auch dadurch, dass sie unversehens von Scherz, Satire und Ironie durchzogen sind.

Über seine Kinderzeit in Düsseldorf schrieb er in Ideen. Das Buch LeGrand: „Apfeltörtchen waren damals meine Passion. Jetzt ist Liebe, Wahrheit, Freiheit und Krebssuppe.“ An diesem Leseabend wird das Beste von Heinrich Heine zu hören sein.

Mülheimer Literaturclub im Et Kapellche e.V.
Holsteinstr. 1
Köln-Mülheim

Sonntag, 7. Januar 2024
Beginn 18 Uhr
Eintritt 8 €, ermäßigt 6 €

Hörprobe aus Ideen. Das Buch Le Grand von Heinrich Heine:

// Immer schön sachlich

// Bücher

Welche Erleichterung

 

 

Stephen Graham
Die Kunst des stilvollen Wanderns
Ein philosophischer Wegweiser
HarperCollins 2020

Welche Erleichterung, der Rolle des Wählers und Steuerzahlers, des Experten für Messingantiquitäten, des Bruders eines Experten für Messingantiquitäten, des Autors eines Bestsellers oder Onkels des Bestsellerautors zu entfliehen. Welche Erleichterung, eine Zeit lang kein Verwaltungsbeamter der Besoldungsgruppe soundso mehr zu sein, der die höchste Beförderungsstufe bereits erreicht hat, nicht mehr nach dem Einkommen oder Gold-Handicap beurteilt zu werden. Ohne Zweifel ist es ein köstlicher Augenblick, wenn der Gärtner, der einen in Wanderkluft daherkommen sieht, nicht zum Gruß an den Hut tippt, wenn man an ihm vorübergeht. Es wäre ein Fehler, sich in nagelneuen Kniebundhosen, Sportjackett, Krawatte und juwelenbesetzter Krawattennadel, mit Gamaschen und einem Stock mit silbernem Knauf in die Wildnis aufzumachen. Die Visitenkarten sollte man ebenfalls zu Hause lassen und versuchen, das Haus mit den drei Etagen zu vergessen. (Stephen Graham, S. 15)

// Bücher

Der Lehnsherr

 

 

Manfred Quiring
Russland – Auferstehung einer Weltmacht?
Ch. Links Verlag 2020

Manfred Quiring ist der Idee des kritischen Journalismus verpflichtet. Wenn er über Russland schreibt, dann schreibt er nach diesen Regeln (Vorortrecherche, Gegenchecken, Quellenangabe) über ein Land, das dieser Idee des Journalismus längst abgeschworen hat.

Eine Haltung, die das schlüssige Argument durch fragwürdige Schnippchen, Volten und Drehungen ersetzt hat. Was im Übrigen gar nicht geleugnet wird, da man die Niedertracht, die es dazu braucht, längst für eine Funktion des brusterweiternden Gefühls der Überlegenheit hält. Mit erstaunt aufgerissenen Augen wird einem dann Naivität bescheinigt. Eine Haltung, die auch hierzulande bis in private Diskussionen vorgedrungen scheint. Hinzu kommt eine Relativität der Meinungen, die gut demokratisch jede gleich berechtige und darum also auch jede bestehen lassen müsse. Dies ausnützend, wird dann jede Information zum Projektil des Informationskriegs.

Damit positioniert sich Quiring anders als der frühere Ministerpräsident Brandenburgs, Matthias Platzeck, der mit seinem bei Propyläen erschienenen Buch die Konfrontation in einen Dialog auf Augenhöhe zu verwandeln versucht. In Hinsicht der diplomatischen Fragen ist das gewiss richtig. In den Niederungen des Alltags aber hat Quiring es mit Gesprächspartnern zu tun, die die Merkmale des seit 1999 herrschenden Putinismus, Klientelismus, Korruption und Rentenökonomie, schlicht leugnen.

Mit Hilfe seiner loyalen Helfer, schreibt Quiring über Putin, kontrolliert er praktisch alle und alles: den Staatsapparat, die Geheimdienste, die keiner parlamentarischen Kontrolle unterworfen sind, die Justiz und die Staatsunternehmen, deren Anteil an der Wirtschaftsleistung seit 2005 stetig zunimmt. Selbst die Privatwirtschaft untersteht der Kuratel des Kremls, der mit Hilfe willfähriger Sicherheitsdienste und Richter das Recht auf Privateigentum praktisch aufgehoben hat. Auch private Unternehmen sind in Putins Russland letztlich nur Lehen.

Das wenigstens in Ansätzen zu sehen oder auch nur mit zu sehen, ist in Russland kaum möglich. Denn Russland führt den Informationskrieg außen und innen. Jede abweichende Meinung muss sofort öffentlich sanktioniert werden. Die Sanktion ist damit die Nachricht der Putinisten. Je wehrloser, je harmloser, je weniger gefährlich der Gegner, je unterschiedlicher, ja gelegentlich absurder das Kräfteverhältnis, desto deutlicher die Drohung. Über der Schlagersängerin Laima Waikule brach, nachdem sie öffentlich sagte, dass sie für kein Geld der Welt auf der von Russland okkupierten Krim auftreten wolle, ein, wie Quiring schreibt, Hass-Sturm los.

Auf dem Cover des Buches wird in einer Montage von russischen Soldaten Russland in Großbuchstaben an die Wand geschrieben. Russland wird in Serifen zur Großmacht. Auf welcher Grundlage geschieht das? Von Quiring werden die Jahre des Putinismus übersichtlich klar berichtet. Beim Ertrag der vielen außen- und innenpolitischen Manöver ist Quiring skeptisch. Von wirtschaftlichem Erfolg kann nach ihm keine Rede sein. Quiring fällt dazu das russische Wort Pokasucha ein: So tun, als ob.

// Leseabend

Fjodor Dostojewski. Ein Leseabend mit Michael Schikowski

Lesung aus dem Werk von Fjodor Dostojewski

 

Dostojewski beginnt seine schriftstellerische Laufbahn als Anhänger der westlichen Literatur und ihrer Emanzipationsbestrebungen. Er schreibt mit Arme Leute den ersten bedeutenden sozialen Roman Russlands. Nach seiner Verhaftung und in der Verbannung wandelt er sich. Die Ideen Europas werden ihm zum Gegenbild. Vor allem das Europa des beschleunigten Kapitalismus und des wachsenden Unglaubens.

In seinen Romanen, vor allem Der Idiot, Die Dämonen und Die Brüder Karamasoff, entwickelt er die Idee einer historischen Aufgabe Russlands. Hier entsteht die Idee der russischen Seele.

Dostojewski gestaltet die Welt der Menschen als durch religiöse Mächte und philosophische Motive bestimmt. Dass er dies als Psychologe unternimmt und in der Form des Romans gestaltet, im Medium der großen europäischen Kunstform, macht ihn zum modernsten Schriftsteller, den wir im Augenblick haben.

 

Link zum Mitschnitt der Lesung VHS Bonn am 9.12.2021:
https://www.youtube.com/watch?v=t-AVrn0dWnY

 

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