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Die Andere Bibliothek oder die Schönheit des Sachbuchs

Die im Eichborn Verlag erscheinende Andere Bibliothek, von Hans Magnus Enzensberger begründet, von Klaus Harpprecht und Michael Naumann fortgeführt, ist vielleicht die am wenigsten richtig platzierte Reihe des deutschen Buchhandels. Die Bücher sind einfach zu schön, als dass man sie ernsthaft oder auch nur einen Augenblick für das halten würde, was sie eigentlich sind: Sachbücher!

Nicht nur ab und an oder auch nicht nur häufiger, sondern, besser noch, in überwiegender Mehrzahl sind die Bücher der Anderen Bibliothek nichts anderes als Sachbücher. Mögen sie in Buchhandlungen wo auch immer geführt werden, im Bereich Sachbuch nie.

Der im wahrsten Sinne faktografische Roman von Florian Felix Weyh, der unter dem Titel Die letzte Wahl 2007 erschien, ist ein herrlicher Zweifelsfall für das belletristische Profil der Anderen Bibliothek. Weyh erfindet ein therapeutisches Gespräch und darin erfährt der Leser alles über politische Wahlen und die an ihnen leidenden Politiker und Bürger. Das Buch hat, wie es für ein Sachbuch sich gehören mag, ein beachtliches Literaturverzeichnis, richtige Zitatnachweise und ein zünftiges Register. Und doch zieht Weyh alle Register der literarischen Technik. Klar, dass das vor der deutschen Literaturkritik absolut geräuschlos vorüberzieht. Nicht viel mehr war über das umgekehrt vorgehende Buch von Rohan Kriwaczek zu lesen. Hier ist gleich das ganze Sachbuch eine Fiktion. Aber ist es das nicht sowieso immer? Kriwaczeks Groteske erschien unter dem Titel Eine unvollständige Geschichte der Begräbnisvioline Wenn man an das deutsche Sachbuch denkt, weiß man, dass das vermutlich wirklich nur aus England kommen kann. Hier wurde es schon besprochen.

Also versuchen es die Herausgeber mit Gewalt: Es erscheinen von Churchill die bereits besprochene schrecklich-wunderbare Reportage über der Krieg der Briten im Sudan und von Cecil Lewis das Erinnerungsbuch „Schütze im Steigflug“.

Dann endlich erscheinen in der Anderen Bibliothek zwei deutsche Autoren, Klaus-Jürgen Liedtke mit „Die versunkene Welt“ und Eckart Kleßmann mit seinen „Universitätsmamsellen“. Zuletzt kamen in einem fast damenhaften Gewand von August Strindberg die Reportage „Unter französischen Bauern“ und das bewunderswürdige Buch von Hugh Trevor-Roper „Der Eremit von Peking“ heraus.