// Bücher
Volker Weidermann
Das Buch der verbrannten Bücher
Kiepenheuer & Witsch 2008
Flott erzählt ist ein recht zwiespältiges Lob, ungefähr so wie ältere Damen das Kompliment einer flotten Frisur machen. Es ist aber so, das Buch von Volker Weidermann über die verbrannten Bücher. Flott und schnell, wie die letzten Jahre der Weimarer Republik.
Schnell und scharf war das, was Hans Sahl Abträgliches über Emil Ludwig zu hinterbringen wußte, was Thomas Mann Perfides über Arthur Holitscher zu schreiben verstand und was Kurt Tucholsky an fast alle anderen auszusetzen hatte. Wir lesen es bei Weidermann alles nochmals, womit dann wieder mancher glauben mag, Ludwig, Holitscher und viele andere lohnten es nicht, gelesen zu werden.
Auch ist dieses Buch, das sich als Dokument gegen das Vergessen vorstellt, nicht selten genau darin zwiespältig, insofern allzuviele Bücher von Weidermann als vollkommen zu recht vergessen erklärt werden. Dies betrifft vor allem die Romane und liegt u.a. auch daran, dass Weidermann grundsätzlich alle Autoren der ersten schwarzen Liste der „Schönen Literatur“ beschreibt. Was dann allerdings gelegentlich dazu führt, dass er nur daran erinnert, etwas zu vergessen.
Jedoch bei Weidermann finden sich nicht weniger als dreissig Sachbücher, auch wenn er selbst nur Heinrich Eduard Jacobs Sage und Siegeszug des Kaffee als Sachbuch bezeichnet – vermutlich aber deshalb, weil dieser bekanntermaßen von sich behauptete, der Erfinder dieser Gattung zu sein.
Die Urteile damals und heute machen Weidermann nicht weiter strubbelig, denn von ihm wird nichts gegen den Strich gekämmt, nichts umfrisiert, nichts anders gescheitelt. Die Innung ist’s zufrieden.
In diesem Zusammenhang auch der Hinweis auf Jürgen Serke, den Weidermann „Reporter“ nennt und der bereits 1976 begann, die verbrannten Dichter und Dichterinnen aufzusuchen und über ihre Bücher und ihr Schicksal Reportagen schrieb, diese dann aber in einem sehr erfolgreichen Buch veröffentlichte. Dergleichen blieb für den Nachruhm einiger Autoren nicht folgenlos, wie zum Beispiel Irmgard Keun, der Serke laut Weidermann „sonderbar umjubelte letzte Lebensjahre beschert“ habe, ein nicht kleines, sondern wunderbares Verdienst Jürgen Serkes. Als Dauerausstellung „Himmel und Hölle“ ist seine Sammlung nun im Museum Baden in Solingen-Gräfrath zu besichtigen. Den Schriftstellerinnen widmet sich übrigens das Buch „Die verbrannten Dichterinnen“ von Edda Ziegler, Artemis & Winkler 2007