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Das beste Sachbuch und die besten Sachbücher 2014

Ausgezeichnet werden für das Jahr 2014 Bücher in den folgenden Kategorien: erzählendes naturwissenschaftliches Sachbuch, erzählendes historisches Sachbuch, Reportage, Essay, Biografie, Autobiografie und Ratgeber.

Die besten deutschsprachigen Sachbücher des Jahres werden bereits seit 2008 auf dieser Seite präsentiert. Zu den prämierten Büchern der vergangenen Jahre am Ende dieser Seite. Ein Preisgeld steht nicht zur Verfügung. Jury: Michael Schikowski.

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Kategorie bestes erzählendes naturwissenschaftliches Sachbuch

Eine populär geschriebene Beziehungsgeschichte, die keine Facette ausspart.

Christina Hucklenbroich
Das Tier und wir
Einblicke in eine komplexe Freundschaft
Blessing 2014

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Kategorie bestes erzählendes historisches Sachbuch

Müchlers schmales Buch widerrät hier einmal der verbreiteten Neigung zum Wälzer, die vor allem historische Schriftsteller befällt. Müchler erzählt ebenso knapp wie klar.

Günter Müchler
Napoleons Hundert Tage
Theiss 2014

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Kategorie beste Reportage:

Wolfgang Büscher beweist was atemberaubendes Erzählen gegenüber atemloser Benachrichtigung zu leisten vermag.

Wolfgang Büscher
Ein Frühling in Jerusalem
Rowohlt Berlin 2014

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Kategorie bester Essay:

Die glasklare Analyse der schweigenden Mehrheit, nicht aber die Erzählung, die sie zu ihrer Beruhigung benötigte.

Heinz Bude
Gesellschaft der Angst
Hamburger Edition 2014

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Kategorie beste Biografie:

Susanne Kippenberger hat sich mit diesem wunderbar lesbaren Buch endgültig in den obersten Rang des deutschsprachigen Sachbuchs geschrieben.

Susanne Kippenberger
Das rote Schaf der Familie
Jessica Mitford und ihre Schwestern
Hanser Berlin 2014

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Kategorie bestes autobiografisches Buch

An einer Stelle spricht Strauß bei seinen Erinnerungssplittern an seine Kindheit in Bad Ems passend von “Prosascherben”. In der Sprache dieses Autors behalten alle diese Scherben ihre Farbe und Schärfe.

Botho Strauss
Herkunft
Hanser 2014

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Kategorie bester Ratgeber

Ein großartiges Hausbuch und notwendiges Familienlesebuch.

Udo Baer, Gabriele Frick-Baer
Das große Buch der Gefühle
Beltz 2014

Hier zum besten Sachbuch und den besten Sachbüchern der Jahre 2013,
2012
, 2011, 2010, 2009, 2008.

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Der ganze Krieg

Jean Echenoz
14
Roman
Hanser Berlin 2014

Jean Echenoz zeigt, dass voluminöse Gesamtdarstellungen den Krieg verfehlen können, insofern ihre Autoren, irgendwie unentschieden darüber, was wirklich wichtig ist, alles zu Papier bringen, was ja noch anginge, wenn nicht dann auch der Verlag, unentschieden wie der Autor, sich entscheidet, einfach alles zu drucken, damit es nachher nicht heißt, dass etwas fehlt. Hier der Erste Weltkrieg in einer kurzen Erzählung von fünf Schicksalen, vollständig, kurz und schmerzvoll.

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Großstädters Liebling

Robert Seethaler
Ein ganzes Leben
Roman
Hanser Berlin 2014

Ein Autor muss schon sehr genau wissen für wen er schreibt. Der eine zeigt dem Großstädter das komplizierte Leben der Großstadt, der andere das einfache Leben auf dem Land. Seethaler hat sich fürs Land entschieden und mehr noch, er hat diese Entscheidung so überzeugend umgesetzt wie schon lange niemand mehr.

Ein ganzes Leben ist eine Erzählung und kein Roman, eine Erzählung der Wahrnehmungen eines Menschen, der kaum einmal Worte findet. Den Hinweis auf sein Hinken, als er sich um Arbeit bei einer Firma bewirbt, die Seilbahnen errichtet, pariert er mit: „Am Berg bin ich der Einzige, der gerade geht.“

Bedeutender und zugleich wirkungsvoller sind die Beschreibungen der Welt des Wanderarbeiters Andreas Eggers in Gerüchen und Geräuschen. In all dem ist Seethaler wunderbar genau und dabei überaus einfach: „Bis spät in die Abende hinein waren überall im Dorf das metallische Klicken der Skibindungen und das Knarren der Skischuhe zu hören.“

Darin eine gewisse antimoderne Sentimentalität zu sehen oder sie dem jetzt schon erfolgreichen Buch zu unterstellen, ist verlockend, kann aber kaum aus ihm belegt werden, denn Seethaler macht nirgends Stimmung. Dass der nervöse Großstädter dieses ruhige Buch lieb gewonnen hat, darf man dem Buch nicht zum Vorwurf machen!

Das entbehrungsreiche und einfache Leben des Andeas Eggers vom Anfang des Jahrhunderts bis zu seinem Ende in den 1970er Jahren aufzuschreiben, gelingt Seethaler stimmungsvoll und fern unreinlicher Sentimentalität. Das verdankt sich seiner Konzentration. Einer Konzentration, die fern von Stilisierung ist und doch alles Wesentliche aufführt.