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Ergebnis und Erlebnis

Richard David Precht
Die Kunst kein Egoist zu sein
Goldmann 2010

Vom Autor heißt es im Klappentext, dass er für „nahezu alle großen deutschen Zeitungen und Sendeanstalten“ arbeite. Ist das eine Drohung? Leider ja! So liest sich sein Buch wie eine Talkshow mit ihm als einzigen Gast und Gastgeber und der erschreckenden Sendezeit von 500 Seiten. In einer ähnlichen Größenordnung sind die Fußnoten; sonst dazu da, nachzuweisen, woher man Gedanken übernommen hat, dienen sie hier dazu nachzuweisen, wo sich Precht in den Büchern etwas angestrichen hat. Allein, dadurch, dass er diese Gedanken überprüfbar macht, werden seine fünfhundert Fußnoten ja nicht wirklich überprüft.

Es liegt nicht an den Fußnoten, dass man sich bei Prechts Text, aus dem zweifellos viel zu lernen ist, eines Eindrucks nicht erwehren kann: hier schreibt kein Schriftsteller. Was dem Buch dazu fehlt? Fast alles: Glossen. Anekdoten, persönliche Mitteilungen, Abschweifungen, Pointen, kurz alles, von dem man sonst sagt, dass es nicht zur Sache gehört. Dem Buch fehlen als Talkshow schlicht weitere Gäste, die man als guter Autor auch einmal zu Wort kommen lassen müsste.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Mangel attraktiver Darstellungsmittel mit seinem nahezu verschwenderischen Einsatz von Nachweisen in diesem Buch? Vermutlich dieses: Ein Erlebnis ist bei guten Büchern auch ein Ergebnis.