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Ergebnis und Erlebnis

Richard David Precht
Die Kunst kein Egoist zu sein
Goldmann 2010

Vom Autor heißt es im Klappentext, dass er für „nahezu alle großen deutschen Zeitungen und Sendeanstalten“ arbeite. Ist das eine Drohung? Leider ja! So liest sich sein Buch wie eine Talkshow mit ihm als einzigen Gast und Gastgeber und der erschreckenden Sendezeit von 500 Seiten. In einer ähnlichen Größenordnung sind die Fußnoten; sonst dazu da, nachzuweisen, woher man Gedanken übernommen hat, dienen sie hier dazu nachzuweisen, wo sich Precht in den Büchern etwas angestrichen hat. Allein, dadurch, dass er diese Gedanken überprüfbar macht, werden seine fünfhundert Fußnoten ja nicht wirklich überprüft.

Es liegt nicht an den Fußnoten, dass man sich bei Prechts Text, aus dem zweifellos viel zu lernen ist, eines Eindrucks nicht erwehren kann: hier schreibt kein Schriftsteller. Was dem Buch dazu fehlt? Fast alles: Glossen. Anekdoten, persönliche Mitteilungen, Abschweifungen, Pointen, kurz alles, von dem man sonst sagt, dass es nicht zur Sache gehört. Dem Buch fehlen als Talkshow schlicht weitere Gäste, die man als guter Autor auch einmal zu Wort kommen lassen müsste.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Mangel attraktiver Darstellungsmittel mit seinem nahezu verschwenderischen Einsatz von Nachweisen in diesem Buch? Vermutlich dieses: Ein Erlebnis ist bei guten Büchern auch ein Ergebnis.

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Die drei Zugänge zur Philosophie

Richard David Precht
Wer bin ich und wenn ja, wie viele?
Eine philosophische Reise
Goldmann 2008

Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? Diese vier elementaren Fragen hatte einst Kant aufgegriffen, um daran seine Philosophie zu messen, Precht greift nun die ersten drei davon auf, um seine populäre Einführung in die Philosophie dadurch systematisch zu gliedern. Und der Rückgriff auf diese Fragen macht gleich zu Beginn deutlich, dass dieses Buch zwar auch die Philosophiegeschichte gebührend würdigen, dabei aber nie die grundlegenden Alltagsfragen aus dem Blick verlieren wird.

Warum Precht im Untertitel die Reisemetapher bemüht – immerhin auch als Coverabbildung – bleibt auch nach der Lektüre unklar, da sie weder räumlich noch zeitlich auf den Text anwendbar ist. Weischedel dagegen benutzt in seiner Einführung in die Philosophie eine räumliche Metapher und spricht von den ‚zwei Aufgängen‘ zur Philosophie, dem akademischen Vorderaufgang und der alternativen Hintertreppe, wobei er letztere für sich beansprucht. Bei Prechts Einführung könnte man von den drei Zugängen sprechen, die mir allerdings auch in drei verschiedene Räumlichkeiten zu führen scheinen, um die Metapher weiter zu bemühen. » weiter lesen