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Michael Kohtes
365 Tage
Ansichten von K.
Greven 2012
Michael Kohtes hat ein Übungsbuch des Schlenderns und Schauens geschrieben. Seine „Ansichten über K.“ sind die Ergebnisse dieser Übung, sie sind was sich im Ergehen ergeben hat.
In der Bibliothek trifft Kohtes einen Kollegen. Der spricht ihm vom „Romanfetischismus in Deutschland“. Dieser führt dazu, dass solche Bücher, wie die von Michael Kohtes oder auch Karl-Markus Gauß, auf dem Förderband des Publikationsstroms als Nicht-Roman identifiziert werden und in die Kiste „Allerlei“ rumpeln, in der sich bunt durcheinander Essay, Reportage, Sachbuch und Erinnerung finden.
Aber was ist das für ein Buch? Ein Tagebuch, ein Bilderbuch, eine Aphorismensammlung (eigene und fremde), eine Schriftstellerreflexion, eine Reise in Kölner Viertel und die Kindheit und viel Volksvermögen (Rühmkorff), das der Flaneur Kohtes aufschnappt und notiert.
Ein Buch über eine Stadt wie Köln ist entweder ein Reiseführer oder ein Buch wie das von Kohtes. Er selbst will nichts, hat kein Ziel, schlendert und schaut und lässt die Stadt in seinem großartigen Buch einfach sie selbst sein.
Bei Kohtes lernt man so etwas wie Urlaub als unsinnige Ablenkung zu empfinden. Als Ablenkung, von dem was wirklich wichtig ist, weil es umme Ecke ist. Als Ablenkung von demjenigen, der gerade escht zu uns spricht. Das Einzige was man tun muss, ist dableiben. „Hören und Sehen“, schreibt Kohtes an einer Stelle, „meinen nicht selten: mit etwas aufhören und von etwas absehen.“