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Ein fiktionales Sachbuch

Rohan Kriwaczek
Eine unvollständige Geschichte der Begräbnisvioline
Eichborn 2008

Die ältesten Zeugnisse der Kultur stammen in der Regel aus Grabstätten. So sind Bestattungsriten vielleicht die ältesten und ersten Zeugnisse des Übergangs des Menschen von der Natur zur Kultur. Kurz darauf fand sich auch der erste Experte gewerblicher Eingrabungsarbeiten ein, der Bestatter, dem dann nur wenige tausend Jahre später der Experte für die Umkehrung folgte, der Archäologe. Zur Beerdigung gehörte schon früh semiprofessionelles Musizieren am Sarg, im Altertum die Flöte, im Mittelalter der Gesang und bald nach ihrer Einführung im Barock die Violine.

In Rohan Kriwaczeks Buch Eine unvollständige Geschichte der Begräbnisvioline wird nun die Kulturgeschichte der Begräbnisviolinenmusik, der Begräbnisviolinenkompositionen und der Begräbnisviolinenmusiker erzählt. Ein Buch, das in ebenso ernsthafter wie komplett erfundener Weise ein vernachlässigtes Kapitel unserer Kulturgeschichte präsentiert. Da es für alles bereits Experten gibt – selbst für Ein- und Ausbuddeln – hat sich Kriwaczek sein Gebiet, auf dem er sich als unbestrittener Experte präsentieren kann, kurzerhand selbst erfunden. Damit haben wir hier das seltene Beispiel eines fiktionalen Sachbuchs. Um die Faktizität des Fiktionalen komplett zu machen, präsentiert der Autor dessen Anblick allein schon einen den Schreck in die Glieder fahren lässt, im Internet Hörproben, die den am Sarg Trauernden dem Toten bald nachfolgen lassen. Hier der Link zum Spuk.