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Die Katastrophe der Befreiung

26053501_9783351036577_xlWillem Frederik Hermans
Die Dunkelkammer des Damokles. Roman
Aufbau 2016

„Wie dieses Buch auf einen deutschen Leser wirkt, weiß ich nicht“, schreibt Cees Nooteboom im Nachwort zu diesem erstmals 1958 in den Niederlanden publizierten Roman. Das Buch wirkt auf den deutschen Leser zweimal.

Zunächst wirkt das Buch als historisches Dokument eines brutalen Überfalls und der Besetzung der Niederlande durch Nazideutschland. Überraschend aber die lange in den Niederlanden beschwiegene Kollaboration der Niederländer, die Hermans offensichtlich schon 1958 darstellt. Oder man vergaß sie einfach, wenn man mit Deutschen sprach.

Dann wirkt das Buch als verstörende Darstellung von Krieg und Widerstand, die überaus nah an der Perspektive der Protagonisten ist. Wie lässt sich diese Perspektive näher beschreiben? Dass der Widerstand gegenüber den Besatzern, wie der Krieg auch, in nichts weniger als Katastrophen und Niederlagen mündete.

Henri Osewoudt, der einen Tabakladen führt, wird von einem geheimnisvollen und ihm nur flüchtig bekannten Offizier Dorbeck für den Widerstand gegem die deutsche Besatzung gewonnen. Henri Osewoudt, dessen Mutter den Vater im Wahnsinn erstochen hat, entwickelt Initiative, konspiriert und wird zum mehrfachen Mörder und all dies im festen Glauben, dem Widerstand zu dienen und Dorbecks Anweisungen zu befolgen.

Hermans gelingt es wie in einem bösen Traum uns immer weiter in das Dickicht alltäglicher Irrtümer und Missverständnisse zu führen und das Ende der Besatzug als dringend gewünschte Befreiung, als Klärung und Beginn der Gerechtigkeit zu erwarten. Für Osewoudt endet der Krieg mit einer Anklage wegen Landesverrat.