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Bewegung und Beharren

Peter Hessler
Über Land. Begegnungen im neuen China
Berlin Verlag 2009

Ich weiß nicht, ob es im Lexikon der populären Irrtümer steht, aber die Chinesische Mauer ist nicht vom Mond aus zu sehen. Aber von Frankfurter Messe 2009 aus, da war sie zu sehen und mit ihr zusammen der Mummenschanz, der eher einer Tourismusmesse angestanden hätte, als einer Buchmesse.

Solche Reportagen aber wie Peter Hessler sie hier geschrieben hat, sind eigentlich, wenn es das gäbe, Langzeitreportagen. Ein Widerspruch in sich, wollen Reporter doch eher schnell fertig werden. Hessler ist Peking-Korrespondent des New Yorker und er hat den langen Atem für eine große Erzählung gereifter Erfahrungen. Ein großes Lesevergnügen.

Im ersten Teil seines Buchs folgt er dem Verlauf der Mauer. Im Mittelpunkt des zweiten Teils steht ein Dorf, in das er jahrelang pendelt. Auf die Reise folgt der Stillstand. Auf die Beobachtung eines Landes in Bewegung – und zwar mit dem Auto – die Beobachtung des Beharrens, der Tradition. Im dritten Teil schildert er den Aufbau einer Fabrik, in der sich die beiden ersten Teile, der Widerspruch von Bewegung und Beharren, spiegelt. Was produziert diese Fabrik? Etwas sehr Eigentümliches. Sie produziert nichts als Ringe. Und zwar speziell die Ringe, mit deren Hilfe die Träger eines BH verstellt werden können.