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Verrat und Verkleidung

 

Joseph Roth
Beichte eines Mörders erzählt in einer Nacht
Mit fünfzig Illustrationen von Klaus Waschk
Faber und Faber 2019

In diesem Roman von Joseph Roth, der 1936 zuerst erschien, erzählt der Spitzel und Mörder Goluptschik sein Leben. Er berichtet, sich selbst nicht schonend, wie er durch das Schicksal seiner Abkunft vom Fürsten Krapotkin bestärkt, dem Leben in Armut und im Abseits zu entkommen versucht und dabei ein Spitzel und Mörder wird. Sein Bericht in der kleinen Pariser Emigrantenkneipe „Tari-Bari“ dauert, unterbrochen nur vom gelegentlichen Nachschenken, bis in den nächsten Morgen – in der Emigration ist Zeit ein in Überfülle vorhandenes Gut.

Die Illustrationen von Klaus Waschk lassen diese Erzählung zu einem Erlebnis eigener Art werden. Woran liegt das? Der Bericht Goluptschiks, wenn man ihn sich nochmals erinnernd vor Augen führt, erscheint durch Waschks Bilder wie ein Fiebertraum, ist Goluptschik doch von dem Wahn erfasst, sein Leben nur als Krapotkin führen zu können.

Zugleich portraitiert Waschk in seinen Illustrationen unverkennbar den Erzähler Roth, in einem Modeschneider erkennt man Lagerfeld, in einem Mitarbeiter der Ochrana, der zaristischen Geheimpolizei, sieht man Putin. Doch das sind nur Erinnerungen daran, nicht von der geschichtlichen Ferne des Erzählten auszugehen, sondern Verrat und Verkleidung als höchst gegenwärtig aufzufassen.

In der Illustrationsweise von Klaus Waschk, im Verwischen und Ausstreichen, im Unkenntlichmachen und Doppeln, aber auch in der Auszeichnung eines Details, gelingt es ihm, die düster-verrauchte und schnaps-ehrliche Atmosphäre der Erzählung zu zeigen. Was von der Erzählung bleibt, ist der Verrat des Goluptschik, der Rest ist wie der Name der Kneipe „Tari-Bari“, den man auch als Larifari wiedergeben könnte, leeres Gerede.