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Dorothee Schmitz-Köster
Raubkind
Von der SS nach Deutschland verschleppt
Herder 2018
Wie schreibt man ein Sachbuch, das nicht allein die Sachlagen schildert, sondern zugleich das, was die Sachlagen für die Betroffenen bedeuten. Wenn Klaus B. als Zwanzigjähriger von seinen Eltern per Brief mitgeteilt bekam, er sein nicht ihr leibliches Kind, sondern aus der Nazieinrichtung Lebensborn stamme, ist die eigene Herkunft ohnehin schon ein Problem. Mit den Mitteln des Romans, der Fokalisierung um genau zu sein, gelingt es Dorothee Schmitz-Köster, die tiefe Verunsicherung, das Den-Boden-verlieren von Klaus B. zu vermitteln.
Denn das Buch setzt an dem Tag ein, als Klaus B. von einer Journalistin erfährt, dass diese Geschichte seiner Eltern nicht stimmen kann. Die ältere Schwester hatte inzwischen in einem Interview geschildert, wie Klaus B. in die Familie kam – abgemagert und verwahrlost gekleidet. Dieses Interview lesend, hat sie Zweifel an der Adoption von Klaus B. aus dem Lebensborn. Sie benachrichtigt ihn und vermutet, dass er ein Raubkind ist. Zehntausende Kinder aus Polen und anderen osteuropäischen Staaten wurden von sogenannten ‚Rassespezialisten‘ ausgewählt und von parteitreuen Familien adoptiert. Klaus B. entschließt sich zur Suche nach seinen Wurzeln.