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Heine im Exil

Max Brod
Heinrich Heine. Biographie
Wallstein 2015

Max Brod veröffentlichte diese wunderbar lesbare Biografie Heines zuerst 1934 im Exilverlag Allert de Lange. Der Verlag hatte seinen Sitz in Amsterdam und veröffentlichte einen großen Teil der Literatur, die in Deutschland verboten war. Das Buch gehört in eine Reihe der vielen herausragenden biografischen Veröffentlichungen der Zeit, wie sie von schriftstellernden Zeitgenossen wie Stefan Zweig oder Emil Ludwig kamen.

Auch der historische Roman Brods Tycho Brahes Weg zu Gott, der mit einem Vorwort von Zweig schon bei Wallstein erschien, gehört hierher. Ein Roman über den dänischen Astronomen Tycho Brahe und Johannes Kepler in Prag um 1600. In der Berücksichtigung der Gattungsgrenze von Roman oder Biografie ist Brod allerdings in seinem Heine-Buch längst nicht so sorglos, wie manche seiner Zeitgenossen.

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Ästhetik des Buches

Unter dem Reihentitel Ästhetik des Buches gibt Klaus Detjen im Wallstein Verlag Bücher zur Buchform und zur Form des Buches heraus.

Den Auftakt bildet Hans Andrees faszinierende Erläuterungen zu Schriftgeschichte, gefolgt von Günter Karl Boses kurzen papier- und buchgeschichtlichen Überblick. Abschließend für dieses Jahr schreibt Gerd Fleischmann über den Typografen Jan Tschichold. Die Reihe wird fortgesetzt mit Büchern von Roland Reuß und Walter Pamminger.

Hans Andree
normal regular book roman
Ein Beitrag zur Schrift- und Typografiegeschichte
Wallstein 2013

Günter Karl Bose
Das Ende einer Last
Die Befreiung von den Büchern
Wallstein 2013

Gerd Fleischmann
Tschichold – na und?
Wallstein 2013

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Die Verrohung der Welt


Ab 1929 wurden von den sowjetischen Machthabern Russlands im Komi-Gebiet weit im Norden eine Fülle von Lagern errichtet. Ein Gebiet, das in der Zarenzeit als unbesiedelbar galt – selbst für Verbannte. Stalin und die für die Lager zuständigen Geheimdienstchefs Jagoda, Jeschow und Berija sahen das anders. Verwaltungszentrum wurde das Lager Workuta.

Den kürzesten Bericht liefert Horst Bienek, aus dessen Nachlass ihn Michael Krüger herausgegeben hat. Ein Gedächtnisprotokoll, eher widerwillig entstanden. Bienek schreibt: „Ich habe in vielen Städten, auch im Ausland, aus der ‚Zelle‘ gelesen, und die Zuhörer sagten manchmal, wie schrecklich (…). Aber nach Workuta hat bisher keiner gefragt.“

Auf dem Weg von Moskau nach Workuta liegt der Ort Petschora. Dort ist Lew Mischtschenko interniert. Als Heimkehrer aus dem großen vaterländischen Krieg gegen Nazideutschland wird er, wie alle anderen Kriegsgefangene aus Deutschland auch, sofort verhaftet und zu einer jahrzehntelangen Freiheitsstrafe wegen Spionage verurteilt. Entgegen allen Vorschriften des Gulag gelingt es ihm und seiner Frau Swetlana weit über tausend Briefe auszutauschen.

Figes, der das Konvolut der Briefe entdeckt hat, erkennt sofort, dass sich in Lews Briefen ein einzigartiges zeitgenössisches Protokoll des Lagerlebens verbirgt. Zum Glück aber lässt der Historiker dem Romancier Figes genügend Platz für einen Brief-Roman.

Erwin Jöris Weg ist ein Weg durch das „Zeitalter der Extreme“, das sich durch die Herrschaft der Verbrecher auszeichnet. Denn Workuta wie Peschora, wie alle anderen Lager werden von Verbrechern, von Mördern, Dieben, Schlägern regiert – Bladnois wie man sie auf Russisch nannte. Eine Verrohung der Welt.

Andreas Petersen hat das Leben von Erwin Jöris aufgeschrieben, erläutert und kommentiert und daraus einen großen Lebensbericht werden lassen. Er reicht von den Straßenschlachten der Republik, dem Leben als Häftling in deutschen Lagern, von der Zeit der russischen Industrialisierung und des Terrors, von der Zeit als Soldat der Wehrmacht, in russischer Kriegsgefangenschaft, in der frühen DDR, um dann schließlich, verurteilt zu fünfundzwanzig Jahren Haft, nach Workuta verschleppt zu werden. Ein Leben im Mahlwerk der Regime.

Alle drei, Horst Bienek, Lew Mischtschenko und Erwin Jöris sind Überlebende, die der Verrohnung der Welt etwas entgegen zu halten haben: ihre Erinnerung.

Horst Bienek
Workuta
Wallstein 2013

Orlando Figes
Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne
Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors
Hanser Berlin 2012

Erwin Jöris, Andreas Petersen
Deine Schnauze wird dir in Sibirien zufrieren
Ein Jahrhundertdiktat
Marix 2012