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Die besten deutschsprachigen Sachbücher des Jahres wurden auf dieser Seite bereits in den Jahren 2008 und 2009 präsentiert. Ein Preisgeld steht nicht zur Verfügung und die Jury besteht aus nur einer Person.
Ausgezeichnet werden Bücher in folgenden Kategorien: erzählendes zeitgeschichtliches Sachbuch, erzählendes historisches Sachbuch, erzählendes naturwissenschaftliches Sachbuch, Jugendsachbuch, Bildsachbuch, Reportage, Biografie und Ratgeber.
Die beste Sachbuch des Jahres 2010 ist:
Jens Soentgen
Von den Sternen bis zum Tau
Eine Entdeckungsreise durch die Natur
Peter Hammer 2010
„Naturwissenschaft macht glücklich“, meint Jens Soentgen und vertraut eher seinem Text als der sonst üblichen üppigen Bebilderung. Durch die eingestreuten Bilder von Vitali Konstantinov wird nebenher deutlich, dass die ausufernde Bebilderung der einschlägigen Naturbuchverlage die Experimentierfreude zu Hause mehr ersetzt als anregt. Nicht allein aus der Danksagung des Autors ergibt sich, dass wir es hier mit einem Mehrgenerationenbuch zu tun haben. Ein wunderbares Varieté der Anschauung, ein ausgezeichnet geschriebenes Blätterwerk der Anregung, ein zeitloses Vademecum für die ganze oder halbe Familie.
Wie hoch ist der Baum?
Eine Leseprobe aus:
Soentgen, Von den Sternen bis zum Tau
gelesen von Friederike Frey Dauer: 1,44 Min.
Als weitere beste Sachbücher 2010 sind zu nennen:
In der Kategorie bestes erzählendes zeitgeschichtliches Sachbuch:
Sarah Zierul
Der Kampf um die Tiefsee
Wettlauf um die Rohstoffe der Erde
Hoffmann und Campe 2010
Sarah Zierul taucht nicht unter in den Fluten der Information. Anschaulich und klug geht sie mit ihren Lesern auf Tauchgang zu einem unbekannten Kontinent, der gerade erst erschlossen wird.
In der Kategorie bestes erzählendes historisches Sachbuch:
Angela Steidele
Geschichte einer Liebe
Adele Schopenhauer und Sibylle Mertens
Insel 2010
In der Kategorie bestes erzählendes naturwissenschaftliches Sachbuch:
Hubert Mania
Kettenreaktion
Die Geschichte der Atombombe
Rowohlt 2010
Hubert Mania ist nach seinem ‚Gauß‘ und nun mit ‚Kettenreaktion‘ auf dem besten Weg ein Klassiker zu werden, ein Klassiker der deutschsprachigen naturwissenschaftlichen Sachliteratur.
In der Kategorie bestes Bildsachbuch:
Detlev Arens
Der deutsche Wald
Fackelträger 2010
Detlev Arens gelingt mit diesem bemerkenswert gut geschriebenen und sehr raffiniert bebilderten Buch den Wald, den ja jeder mag, auf zugleich vertraute und neue Art zu beschreiben. Der Wald präsentiert sich hier als Spiegel und als Zuflucht, der Wald als Welt.
In der Kategorie beste Reportage:
Moritz von Uslar
Deutschboden
Eine teilnehmende Beobachtung
Kiepenheuer & Witsch 2010
Von Uslar wagt sich raus und traut sich zudem mit Sachen zurück, die man nicht von ihm erwartet in Berlin.
Dieses Buch wurde auf dieser Seite schon besprochen: Hier.
In der Kategorie beste Biografie:
Barbara Beuys
Sophie Scholl
Hanser 2010
Seit gut drei Jahrzehnten arbeitet diese Autorin an einem beeindruckenden Oeuvre, das sich ausschließlich der Sachliteratur widmet. Ein Werk, das bleiben wird. So wie diese Scholl-Biografie. Beeindruckend wie voraussetzungslos die Beuys zu schreiben versteht und an diesem Leben zeigen kann, wie man sich über Briefe und Tagebücher auf der Höhe der Forschung bewegt.
In der Kategorie bester Ratgeber:
Kathrin Passig / Aleks Scholz
Verirren
Eine Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene
Rowohlt Berlin 2010
Wissen, wo’s kurz geht, aber das eher lange beschreiben müssen, ist eine Eigenschaft von Menschen, die nicht begreifen, dass Unschärfen zum Leben gehören. Man kann mit allen Vorkehrungen nur schwer sich unterwegs fühlen. Wer weiß, dass man ‚Stille Post‘ nicht per SMS spielen kann, wird diesen ausgezeichneten Ratgeber der Abweichung und Verirrung sofort verlegen.
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Zu den besten deutschsprachigen Sachbüchern des Jahres 2014, des Jahres 2013, des Jahres 2012, des Jahres 2011, des Jahres 2009, des Jahres 2008.
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„Gesellschaften beschreiben sich permanent selbst – und diese Beschreibungen haben erhebliche Konsequenzen für die Gesellschaft. Letztlich läuft ihr Selbstkontakt über solche Beschreibungen. Und es pflanzen sich diejenigen Beschreibungen am besten fort, an die man am plausibelsten anschließen kann.“ Zu Armin Nassehi, von dem dieses Zitat stammt, weiter unten.
Martin Sonneborn
Heimatkunde
Eine Expedition in die Zone
Ullstein 2010
Man wünscht sich bei allen Autoren, die ein Buch über Deutschland und deutsche Politik und deutsche Wirtschaft schreiben wollen, dass sie zuerst einmal unter Menschen gehen, nicht zu den Menschen! Was sie davon abhält, kann man nur schwer sagen, vermutlich ahnen sie, dass es dann nicht mehr so weit her ist mit ihrem Bescheidwissen. Vielleicht bleiben sie dann so klug wie Martin Sonneborn in seiner Heimatkunde, haben aber dafür den Leser prächtig amüsiert.
Torsten Körner
Geschichten aus dem Speisewagen
Unterwegs in Deutschland
Scherz 2010
In vielen dieser Bücher über Deutschland gibt es kleine Beobachtungen aus dem Alltag. Aber immer nur zur Illustration und Veranschaulichung. Solche Autoren sehen in der Welt nur das, was ihre Überzeugungen stützt. Bei Torsten Körners Geschichten aus dem Speisewagen gibt es solche vorgefassten Überzeugungen nicht, aber einige kluge Überlegungen, die den Beobachtungen folgen.
Moritz von Uslar
Deutschboden
Eine teilnehmende Beobachtung
Kiepenheuer & Witsch 2010
Völlig undenkbar ist für diese Leute, die ihre Deutschlandbücher schreiben und zumeist einer Partei, einer Kirche oder einem Wirtschaftinstitut angehören, einige Wochen oder Monate in dem Umfeld zu verbringen, über das sie in ihren Büchern so messerscharf urteilen. Es mag überhaupt nicht ausgemacht sein, dass solche teilnehmenden Beobachtungen ihre Urteile änderten, aber sie werden schwieriger, vielleicht auch nur maßvoller, wie in Moritz von Uslars Deutschboden.
Armin Nassehi
Mit dem Taxi durch die Gesellschaft
Soziologische Storys
Murmann 2010
Die Beschreibung der Gesellschaft ist ihre Selbstbeschreibung, meint Armin Nassehi, insofern sie plausibel gefunden wird. Wo sich niemand anschließt, bleibt die Beschreibung als Ladenhüter liegen. Dort findet sich dann eine Gesellschaft, in der wir entweder nicht leben oder nicht leben wollen. Die kauft uns dann keiner ab. Wer unter Menschen geht, zumal unter die, über die er schreibt, muss ihnen schon hundert Euro rüberschieben, damit sie so sind, wie er sie medial verwerten kann. Wer das nicht will, lernt wie Armin Nassehi schreibt, dass „unterschiedliche Kontexte auch unterschiedliche Welten hervorbringen“.
Welten, die Martin Sonneborn rund um Berlin, Torsten Körner im Speisewagen, Armin Nassehi im Taxi und Moritz von Uslar im deutschen Osten kennenlernen. Welten, die zeigen, wer unter Menschen geht, wird selber einer.