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Tove Ditlevsen
Kindheit
Aufbau Verlag 2021
Jugend
Aufbau Verlag 2021
Abhängigkeit
Aufbau Verlag 2021
Nach der Lektüre dieses Buches erscheint es unbegreiflich, dass von den drei Bänden der Kopenhagener Trilogie nur der letzte Band, Abhängigkeit, ins Deutsche übersetzt wurde.
Aber das kennzeichnet zugleich die Klassiker, ihnen kommt die Zukunft entgegen, bis sie wieder zeitgemäß sind.
So auch hier, denn Tove Ditlevsen schreibt im Genre des autofiktionalen Erzählens, im Genre des Memoirs. Autorinnen wie Sigrid Nunez und Arnie Ernaux haben es gerade wieder populär gemacht.
Hörprobe aus Kindheit:
Hörprobe aus Jugend:
Hörprobe aus Abhängigkeit:
// Bücher
Sylivia Townsend Warner
Lolly Willowes
Roman
Dörlemann 2020
Lolly Willowes ist Sylvia Warners Debütroman aus dem Jahr 1926. Ihr Plädoyer für die Freiheit alleinstehender Frauen beginnt wie ein britischer Gesellschaftroman voller Humor.
Fast unbemerkt – man muss, wie viele ausgezeichnete Bücher, auch dieses Buch zweimal lesen – wandelt er sich im weiteren Verlauf zu einem Meilenstein der feministischen Literatur. Warner endet, wo im Laufe der 1970er die Frauenbewegung anknüpft. Zwei Hörproben zeigen beide Aspekte aus diesem Roman:
// Bücher
Leonid Zypkin
Ein Sommer in Baden-Baden
Roman
Aufbau 2020
Das Phantastische gehört heutzutage ins Irrenhaus und nicht in die Literatur, sie ist etwas für Ärzte, nicht für Poeten. So der Literaturkritiker Belinski, Zeitgenosse Dostojewskis, über dessen Erzählung „Doppelgänger“, die 1846, vor seiner Zeit in der Verbannung und Kartoga erschien.
Vielleicht entspringt die Faszination Leonid Zypkins, wenn er sich Zeit seines Lebens mit Dostojewski befasst, weniger der Verehrung als vielmehr der Beschäftigung mit einem Rätsel, vielleicht sogar mit einem Gegner. Leonid Zypkin ist ein Autor, der in vollkommener Isolation schreibt, der in der stalinistischen Diktatur niemals publiziert, nicht einmal in den als Samisdat kursierenden Schriften.
Ein Strom von Ereignissen, Eindrücken und Emotionen setzt fast zugleich ein. Mit der Reise des Paares durch Deutschland, belastet von dem Trauma der Misshandlungen Dostojewskis in der Haft, belastet durch seine epileptischen Anfälle, Süchte und Halluzinationen beginnt dieser Roman. Begleitet von der Lektüre des Erzählers, den Erinnerungen der Dostojewskaja, die er während seiner Zugfahrt von Moskau nach St. Petersburg liest.
Dostojewskis Leben und Werk scheint von Leonid Zypkin restlos Besitz ergriffen zu haben. Dostojewski beherrscht ihn, begleitet ihn immer und überall mit hin. Und er ist, wie auf seiner Reise von Moskau aus, immer schon auf dem Weg zu ihm. Er ist das Medium, mit dem wir uns der Gegenwart Leonid Zypkins nähern können.
Eine Gegenwart, die so von der Wirklichkeit der Wirklichkeit überzeugt war, dass allein das Phantastische einen Ausweg bot. Das Phantastische, das von der Gesellschaft ausschloss und darum eine unvorstellbare Einsamkeit bedeutete.