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Kanadas Indianerblut

 

Frauke Buchholz
Frostmond. Kriminalroman
Pendragon 2021

In Quebec, so sagen viele Kanadier, haben alle Indianerblut. „Entweder in den Adern oder an den Händen.“ Es ist daher wenig verwunderlich, dass die First-Nation-Familien Kanadas den Ermittlungen der Polizei fast feindlich gegenüber stehen. Sind doch über Jahrzehnte entlang des Transcanada-Highways Frauen indigener Herkunft verschwunden – ohne dass bislang ernsthaft ermittelt wurde.

Mit dem letzten Fall der ermordeten Jeanette Maskisin, deren Spuren der Roman im Rückgriff folgt, ist nun plötzlich auch die Presse aufmerksam geworden. Das sehr unterschiedliche Ermittlerduo LeRoux und Garner, die sich eigentlich nur mit diesem letzten Fall in Montreal befassen, wird deutlich, dass es mehr Opfer gab und geben wird.

Als Helfen noch geholfen hat

 

 

Amy Waldman
Das ferne Feuer. Roman
Schöffling 2021

Amy Waldman hat mit ihrem Roman ein Buch über unsere Illusionen geschrieben – unsere Illusionen als Leser. Ihre Heldin Parvin Schams ist auf den Spuren des Bestsellerautors Gideon Crane in Afghanistan. Es empört sie, dass Crane offensichtlich die Unwahrheit geschrieben hat.

„Aber das Gehirn will Ordnung, es will Logik, und es tut, was immer nötig ist, um Ereignissen Sinn zu verleihen.“

Parvin Schams wird in die Lebensgeschichten des abgeschiedenen Dorfes verstrickt, eines Dorfes, das durch die Segnungen zunächst von Gideon Crane, dann der amerikanischen Armee völlig verändert wird. In der Sprache, die dort gesprochen wird, Dari, das Parvin Schams, als gebürtige Afghanin und in Amerika ausgebildete Anthropologin fließend spricht, gibt es das Wort dorogh, das sowohl Erzählung als auch Lüge bedeuten kann.

Dass der Krieg nur Unheil stiftet, ist gewiss, aber dass Helfen immer hilft, ist nach der Lektüre dieses Buches keineswegs ausgemacht.
 

Denen die Zukunft entgegen kommt

 

 

Tove Ditlevsen
Kindheit
Aufbau Verlag 2021

Jugend
Aufbau Verlag 2021

Abhängigkeit
Aufbau Verlag 2021

Nach der Lektüre dieses Buches erscheint es unbegreiflich, dass von den drei Bänden der Kopenhagener Trilogie nur der letzte Band, Abhängigkeit, ins Deutsche übersetzt wurde.

Aber das kennzeichnet zugleich die Klassiker, ihnen kommt die Zukunft entgegen, bis sie wieder zeitgemäß sind.

So auch hier, denn Tove Ditlevsen schreibt im Genre des autofiktionalen Erzählens, im Genre des Memoirs. Autorinnen wie Sigrid Nunez und Arnie Ernaux haben es gerade wieder populär gemacht.

Hörprobe aus Kindheit:

Hörprobe aus Jugend:

Hörprobe aus Abhängigkeit: